Kaum ein Ergebnis historischer Arbeit wurde in den letzten Jahren in Schleswig-Holstein so massiv vor der Buchpräsentation verbreitet, wie das Gutachten "Zwangsarbeitende in Schleswig-Holstein" des Instituts für Zeit- und Regionalgeschichte (IZRG). Seit dem Frühjahr 2000 liegt das Gutachten als Print- und als Internetfassung sowie auf einer käuflich zu erwerbenden CD-Rom vor. Zusätzlich erschien im SHZ-Verlag hierzu eine Artikelserie, die Landeszentrale für politische Bildung publizierte Labskaus Nr.11 "Verschleppt nach Schleswig-Holstein, Zwangsarbeitende 1939-1945" und auf zahlreichen Vortragsveranstaltungen referierte Uwe Danker die Ergebnisse. Im Dezember 2001 erschien dann das überarbeitete Gutachten als Buch (nachfolgend "Zwangsarbeit" genannt).
Aktueller Nachtrag In der Zwischenzeit hat das IZRG die Onlinefassung des Gutachtens aus dem Netz genommen. Statt dessen hat es Daten zur Ausländerbeschäftigung in Schleswig-Holstein aus der Zeitschrift "Der Arbeitseinsatz im Großdeutschen Reich" ins Netz gestellt und hierauf sogar ein Copyright erhoben. Im einleitenden Text wird die Veröffentlichung der Daten "als Ergänzung zu den Publikationen des IZRG" ausgelobt. Die Veröffentlichung müsste jedoch als "Richtigstellung" bezeichnet werden, bestätigt das IZRG damit doch die gravierenden Fehler Dankers, die in der folgenden Rezension angesprochen werden. Das IZRG hat das Angebot, auf unserer Website zu den Kritikpunkten Stellung zu nehmen, nicht wahrgenommen geschweige denn beantwortet.
Die Behauptung des IZRG, dass die Daten "nur durch aufwändige Recherchen in verschiedenen Bibliotheken" zu erhalten wären, stimmt einfach nicht. Die Zeitschrift wurde vom Rezensenten einfach über die Fernleihe bestellt und bezogen. Die vom IZRG veröffentlichten Daten sind lückenhaft. Es fehlen u.a. die Daten über eine Rückkehr ins Ausland bzw. den Wechsel in einen anderen Arbeitsamtsbezirk. Wer das zweifelhafte Copyright des IZRG umgehen möchte, kann beim Rezensenten die Zeitschrift als Kopie einsehen.
Rolf Schwarz
Bereits im November 2001 kam die von der AOK Schleswig-Holstein finanzierte Studie "Zwangsarbeit und Krankheit" auf den Markt (nachfolgend "Krankheit" genannt). Auf beide Buchveröffentlichungen wird eingegangen werden. In Einzelfällen war es notwendig, die Printversion des Gutachtens zu berücksichtigen (nachfolgend "Gutachten" genannt).
Die Veröffentlichungen weisen zu viele inhaltliche und methodische Mängel auf.I. Die Ankündigungen
wurden unzureichend eingehalten.
- einer vollständigen Dokumentation des regionalen Forschungsstandes
- einer umfassenden Aktendokumentation
- detaillierter und konkreter Zahlen
- regionaler und fachwissenschaftlicher Studien
II. Uwe Danker, Robert Bohn, Nils Köhler, Sebastian Lehmann (Hg.):"Ausländereinsatz in der Nordmark" Zwangsarbeitende in Schleswig-Holstein 1939 - 1945, Bielefeld 2001 (Die Beiträge im Überblick)
III. Uwe Danker, Anette Grewe, Nils Köhler, Sebastian Lehmann (Hg.):"Wir empfehlen Rückverschickung, da sich der Arbeitseinsatz nicht lohnt" Zwangsarbeit und Krankheit in Schleswig-Holstein 1939 - 1945, Bielefeld 2001 (Die Beiträge im Überblick)
IV. Uwe Danker, Statuserhebung: Ausländer im "Arbeitseinsatz" in Schleswig-Holstein 1939 - 1945Die Ausführungen Dankers entbehren oft jeglicher Grundlage bzw. wissenschaftlichen Zuverlässigkeit. Seine fehlerhaften bzw. lückenhaften Aussagen im Einzelnen:
- Der Verlauf der Ausländerbeschäftigung
- Der Einsatz der Kriegsgefangenen
- Zum Beschäftigungshöhepunkt von Zwangsarbeitern
- Zu den Wirtschaftsbereichen des Arbeitseinsatzes
- Zu den Gründen der überdurchschnittlichen Partizipation
- Die Beschäftigungsverhältnisse der Kriegsgefangenen
- Zur möglichen Fluktuation der Zwangsarbeiter in die Heimat oder in andere Arbeitsamtsbezirke
- Zur Verlegung von Kriegsgefangenen
- Über den Kreis Schleswig und die Stadt Schleswig
- Zum Beschäftigungsgrad in der Landwirtschaft
- Über die Nationalitäten der eingesetzten Zwangsarbeiter
- Zahlenspielereien statt statistischer Aussagen
Neben den zahlreichen inhaltlichen Fehlern, die ihm unterlaufen sind, versucht Danker die unsichere Quellenlage und seine mangelnden Quellenrecherchen zu vertuschen und zeigt eine fehlende Bereitschaft kritische Anmerkungen anzunehmen.
Fazit I: Statuserhebung
V. Anmerkungen zu beiden Gutachten
- Fehlende Ausdauer bei den Quellenrecherchen
- Die zweifelhaften Quellennachweise und Anmerkungen
- Zu wenig konkrete Beispiele mit zu vielen Fehlern
Fazit II und III: Zusammenfassende Bewertung