„Nun bemalte ich Granatenhülsen [in Heide]“

Ich kam dann zur Maschinenfabrik Köster in Heide/Holstein. Dort war ich vom Oktober 1944 bis Dezember 1944. Das war der schlimmste Ort, den ich bis dahin kennen lernen musste. Der Betrieb hatte etwa 280 Mitarbeiter und ca. 50 Zwangsarbeiter. Etwa zwei Monate arbeitete ich zusammen mit anderen Polen im Mehrschichtbetrieb an einer Maschine, die Munitionsformen machte und eigentlich nur von kräftigen Männern bedient werden konnte. Willy Schumacher, der Meister, hatte Mitleid mit mir und versetzte mich an einen anderen Arbeitsplatz, wo ich nicht ganz so schwere Arbeit leisten musste. Nun bemalte ich Granatenhülsen mit grüner Farbe. Bis auf diesen Meister ging man bei der Firma Köster mit uns um wie mit Tieren oder Sklaven. „Auf dem Papier“ erhielt ich dort sogar Lohn: für rund vier Monate 389,56 Reichsmark. Abgezogen wurden davon 50,64 für die Steuer und 36,88 als Sozialversicherungsbeitrag, und für die Deutsche Arbeitsfront musste auch noch 5,60 Reichsmark entrichtet werden. Weiter gab es Abzüge für Verpflegung und Unterkunft, so dass am Ende für vier Monate Schufterei 38,44 Reichsmark verblieben – aber selbst die habe ich nicht bekommen.

[Vor über 60 Jahren arbeitete K. Frankowska an dieser Stelle in der Maschinenfabrik Köster in Heide;
rechts: Betriebsleiter Boysen.]

Ich „wohnte“ in einem mit Stacheldraht umgebenen Lager in der Harmoniestraße. In einem kleinen Raum befanden sich drei Etagenbetten für zwölf Personen. Uns bewachte ein Lagerführer mit einem großen Hund. Manchmal hetzte er „aus Spaß“ den Hund auf uns. Wir alle wussten nie, vor wem wir mehr Angst haben mussten, vor diesem Menschen oder seinem Hund.

[Peter, der Sohn des Meisters Willy Schumacher, zeigt K. Frankowska Fotos
mit seinem 1973 verstorbenen Vater und der Firma Köster.]

Zum Essen bekamen wir einmal pro Tag eine Suppe – aus Wasser mit einem kleinen Stückchen Karotte, außerdem morgens 200 Gramm Brot, manchmal hart wie Holz, und schwarzen Kaffee. Hin und wieder gab man uns zusätzlich Kartoffelreste, die oft schon verfault waren und stanken. Das war alles. Es war sehr, sehr schwer, das zu überstehen. Einige fielen vor Hunger und Müdigkeit um. Die Arbeit bei Köster endete, als den Deutschen das Material für die Granatenherstellung ausging.

Ryszard und ich wurden am 5. Juli 1944 standesamtlich getraut.