Die Beerdigung von Wladislaw Walkowiak am 3. August 1940 auf dem Gemeindefriedhof in Bordesholm [1]

 

"Einer starb sehr schnell - das ist eine Bagatelle.
Er konnte nicht nach Haus zurück, denn das ist eine große Kunst.
Ein anderer lag Monate im Krankenhaus,
Einen dritten quält die Ruhr schon lange.
Die Finger zwischen zwei Wagen klemmen - das ist eine Bagatelle." [2]

 


[Foto: Archiv Fentsahm]

 

Wladislaw Walkowiak wurde 1921 in Poggenburg (westlich von Poznan in Polen) geboren und im Juni 1940 als Neunzehnjähriger nach der Besetzung seines Landes durch deutsche Soldaten zur Zwangsarbeit nach Wattenbek verschleppt. Zusammen mit 33 polnischen Landsleuten musste er im Kieswerk der Kieler Baufirma Habermann & Guckes (zwischen Reesdorf und Brüggerholz) schwere körperliche Arbeit verrichten. Wladislaw Walkowiak hat unter der zwangsweisen Verschleppung aus seiner Heimat gelitten und konnte sich in dieser drastisch veränderten Lebenssituation nicht zurechtfinden. Er hatte ausgeprägte psychische Probleme, war nicht mehr in der Lage zu arbeiten und ist am 28. Juli 1940 in der Wohnbaracke gestorben. Als Todesursache wurde ein "Herzklappenfehler" bzw. eine "Herzerweiterung" amtlich festgestellt.

 


[Sterbeurkunde Walkowiak: in Arolsen-Archives Nr. 76896096]

 

Die Beerdigung fand am 3. August 1940 im Beisein seines - in Berlin zur Zwangsarbeit eingesetzten - Vaters und der anderen polnischen Zwangsarbeiter auf dem Bordesholmer Friedhof statt. Es gab eine "Ansprache am Grab". Das Grab kann dort noch heute aufgesucht werden.

 

   
1940 auf dem Bordesholmer Friedhof. Hintere Reihe 4. von rechts: Vater Walkowiak. 1995 an gleicher Stelle während des von der Gemeinde Wattenbek finanzierten Besuchsprogramms.

 

[Fotos: Archiv Fentsahm (Brügge) und Pressebüro Unterberg (Rendsburg)]


[1] Uwe Fentsahm, Nils Lange u.a.: Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft im Amt Bordesholm 1939-1945, Kiel 1916, S.210.

[2] Aus dem von Zwangsarbeitern der Firma Habermann & Guckes verfassten Gedicht Bagatelka, in: ebd., S.196.

Zurück

 

Copyright: Uwe Fentsahm (Brügge). Alle Rechte vorbehalten!