Bewachung und Größe

 

Die Bewachung der Kriegsgefangenen und die Kontrolle der Durchführung der Anweisungen des Stalag-Kommandanten lag in den Händen der Wehrmacht. „Die Wachmannschaften für die Kriegsgefangenen-Arbeitskommandos werden von der Wehrmacht gestellt. (...) Im Bedarfsfalle sind die militärischen Wachmannschaften durch Heranziehen von Zivilpersonen zu verstärken. Diese Zivilpersonen können Gefolgschaftsmitglieder des Unternehmers sein.“[11]

Die Wachaufgaben übernahmen die Landesschützenbataillone. Jedes war in mehrere Kompanien eingeteilt, die die Überwachung von 80-100 Arbeitskommandos im ländlichen Bereich durchführten.[12] Die Zahl der Kommandos (Kdo) galt nur als Richtwert. Sie war abhängig von der Regionsgröße und der Anzahl der Gefangenen. So gibt Reimer Möller für das Gebiet zwischen Heide und Pinneberg einen „Abwehroffizier“ an, „der alle kleinen Kriegsgefangenlager (...) zu beaufsichtigen hatte, insgesamt 140.“[13]

Die eigentliche Kontrolle oblag einem Abschnittsoffizier, dem durchschnittlich 8-12 Kommandos unterstanden. Er war für die Ausführung der gegebenen Befehle auf den einzelnen Arbeitskommandos verantwortlich.[14] Von ihm hing entscheidend das „Klima“ des Einsatzes der Kriegsgefangenen ab.

Je nach Größe des Bezirkes und der Zahl der Kriegsgefangenen erhielten die Stammlager Landesschützenbataillone zugewiesen. Während den drei anderen Stalags im Wehrkreis X nur je zwei Bataillone zugeteilt waren, erforderte das Stalag XA fünf. Ein deutlicher Hinweis auf die Größe und Bedeutung dieser Lagereinheit. Dieses bestätigte auch das Internationale Rote Kreuz in einem Brief: „Die Arbeitskommandos des Gebietes Rendsburg waren verwaltungstechnisch vom Stalag XA, Schleswig, einem der größten Lager abhängig.“[15]

Die Anzahl der Kommandos veränderte sich im Laufe des Krieges laufend. „Eine Zahl von drei- bis viertausend (diese Zahl schwankt ebenfalls von Tag zu Tag) ist über die ganze Provinz Schleswig-Holstein verteilt, von der dänischen Grenze bis zur Elbe, wobei die südliche Grenze eine Linie von Lübeck nach Cuxhaven ist“, heißt es im ersten Besuchsbericht des Internationalen Komitees des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK).[16]

Aus den weiteren Berichten ergibt sich, soweit die Anzahl genannt ist, das folgende Bild:

Die Bau- und Arbeitsbataillone umfassten je 600 Kriegsgefangene, die an wechselnden Arbeitsstellen eingesetzt wurden. Einsatzorte in Schleswig-Holstein waren u.a.: Lübeck, Kiel, Wedel, Elmshorn, Flensburg.[17] Dass die angegebenen Kommandozahlen vollständig sind, kann angezweifelt werden. So bestand zwischen dem Deutschen Reich und der ehemaligen Sowjetunion keine Vereinbarung über die Behandlung von Kriegsgefangenen. Die Besuchsberichte des IKRK weisen dementsprechend kaum Angaben über das Schicksal der sowjetischen Gefangenen auf. Sie fehlen in den Aufstellungen über die Gefangenenzahlen.

Nicht einmal das  im Schreiben der Wehrmachtsauskunftsstelle (WAST) als Zweiglager Heidkaten bezeichnete [18] „Erweiterte Krankenrevier Heidkaten“ findet Erwähnung. Ein kleiner Hinweis auf die Existenz der Sowjets wird im Bericht vom 18. 4. 1944 gegeben. Im Bericht über das Kommando 301 mit 950 Gefangenen - davon 650 Franzosen - steht, dass sich in der Nachbarschaft ein Lager mit 500 Sowjets befände.

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[11] Runderlass des RMdI vom 12.8.1940

[12] Zehn Jahre Wehrkreis X

[13] Reimer Möller: Kriegsgefangene und Ostarbeiter; in: K. J. Lorenzen-Schmidt (Hrsg.): Bei uns 1939 -1945, Engelbrechtsche Wildnis 1983, S. 50

[14] Zehn Jahre Wehrkreis X

[15] Schreiben des IKRK vom 22.7.1981 an den Verfasser

[16] Besuchsbericht vom 22.10.1940

[17] Zehn Jahre Wehrkreis X

[18] Schreiben der WAST vom 29.11.1984 an G. Hoch

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