Hemme (südlich von Lunden)

1. Nach einer für die belgische Regierung im Jahre 1950 durchgeführten Erhebung (Form-96-Bögen) ergibt sich, dass in Hemme u.a. folgende Lager zur Unterbringung von Kriegsgefangenen existierten:

  • Das Kommando Ernst Wiborg (Karolinenkoog) mit 20 Staatsbürgern der Sowjetunion, die in einer Scheune untergebracht waren und in der Landwirtschaft gearbeitet haben.
  • Das Kommando Adolf Reifschneider mit 30 Staatsbürgern der Sowjetunion, die in einem Wohnhaus untergebracht waren und in der Landwirtschaft gearbeitet haben.
  • Das in der Gastwirtschaft von Otto Schmück auf dem Tanzsaal untergebrachte Kommando mit ca. 40 Franzosen und 20 Belgiern, die ebenfalls in der Landwirtschaft arbeiten mussten.

2. In dem vom Internationalen Suchdienst im Jahre 1949 in Arolsen herausgegebenen "Catalogue of Camps and Prisons in Germany and Germany-Occupied Territories 1939-1945" ist die Gastwirtschaft Schmück mit 50 Zwangsarbeitern verzeichnet. Die Angabe stammt von einem der ersten Nachkriegsbürgermeister von Hemme. Im Katalog wird dieses Lager als "Civilian workers camp" bezeichnet.

3. In einem Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei (Staatspolizeistelle Kiel) vom 14.12.1939 teilte diese mit: "Im hiesigen Bezirk wurden in der letzten Zeit durch die zuständigen Stellen an folgenden Orten Arbeitskommandos polnischer Kriegsgefangener eingesetzt". Insgesamt wurden 81 Orte mit 2575 Kriegsgefangenen aufgelistet, unter diesen befand sich Hemme mit 40 Gefangenen.

Es wurde zusätzlich darauf hingewiesen, dass "diese Einsatzkommandos auch nach staatspolizeilichen Gesichtspunkten überwacht werden müssen. Insbesondere bitte ich, dabei zu beachten, dass die Bevölkerung nach Möglichkeit keinen Kontakt mit diesen Kriegsgefangenen bekommt. Sie sind nach wie vor Feinde. ...... Bis zum 30.1.1940 bitte ich um einen Erfahrungsbericht, sowohl über den Arbeitseinsatz als auch über das Verhältnis der Bevölkerung zu den Kriegsgefangenen." (Stadtarchiv Neumünster, Akte 2861)