Lager Birke bzw. Lager Knollgraben

Es war ein werkseigenes Lager der DAG Düneberg. Hier waren ca. 750 Personen untergebracht, nur Männer. Laut Unterlagen des ITS waren hier 1.200 Personen (nur Russen) untergebracht. Diese Zahl deckt sich aber in keiner Weise mit den Aussagen ehemaliger Zwangsarbeiter, die in diesem Lager untergebracht waren. Ab 1943 wurde ein Teil des Lagers abgegrenzt und weitere Baracken errichtet. Hier wurden "italienische Militärinternierte" untergebracht. Betrachtet man den Lageplan mit der Anzahl der für die "italienischen Militärinternierten" vorgesehenen Baracken (ca. 50 Personen pro Baracke) und vergleicht diese mit den Eintragungen in der Einwohnermeldekartei, dann dürften dort ca. 150-200 "italienische Militärinternierte" untergebracht gewesen sein. Bei dieser Betrachtungsweise kommt man dann ungefähr auf die angegebene Personenzahl in den Unterlagen des ITS, wobei hier angemerkt werden muß, daß es sich nicht nur um Ostarbeiter gehandelt hat.

Im Lager gab es insgesamt 20 Baracken. Zehn Baracken dienten zur Unterbringung der Ostarbeiter und fünf Baracken waren für die "italienischen Militärinternierten" bestimmt. Im Bereich der Militärinternierten befand sich noch eine Waschbaracke. Im Bereich für die Ostarbeiter gab es noch eine Waschbaracke, eine Sanitätsbaracke, eine Wirtschaftsbaracke und eine Magazinbaracke. Außerhalb des Lagers stand zudem noch eine Verwaltungsbaracke. Die medizinische Versorgung fand durch einen deutschen Arzt statt, der für alle DAG-Lager in Düneberg zuständig war. Ab 1943 wurde zusätzlich ein russischer Arzt eingesetzt.

Zum Frühstück gab es ungesüßten Kaffee und Brot, das Mittagessen wurde in Thermosbehältern mit ins Werk genommen und bestand aus Kohlsuppe. Im Lager befand sich ein "Lagerladen" in dem die Arbeiter sich Süßigkeiten, Creme, Rasierzeug und andere Dinge kaufen konnten. Da es sich auch hier um ein Lager der DAG handelte, waren alle Ostarbeiter auch auf Düneberg beschäftigt, wahrscheinlich zum größten Teil in dem Betriebsteil Birke III, der sich in der Nähe des Lagers befand. Gearbeitet wurde in zwei Schichten á acht Stunden auch samstags. Sonntags hatten die Arbeiter frei. Sie durften das Lager nicht verlassen. Dies verwundert den Betrachter zunächst, da die Ostarbeiter aus dem Lager Reichsstraße das Lager am Sonntag verlassen durften. Doch aus mehreren Berichte von ehemaligen Zwangsarbeitern, die in diesem Lager untergebracht waren, geht hervor, daß sie am Sonntag das Lager nicht verlassen durften.

Sonntags hat man das Lager gesäubert, sich gegenseitig die Haare geschnitten, Kleidung ausgebessert oder ähnliches. Für die Arbeit wurde den Arbeitern spezielle Kleidung zur Verfügung gestellt, die ebenso wie die Zivilkleidung einmal im Monat gereinigt wurde. Die Bezahlung der Arbeiter erfolgte in Lagergeld. Nach Aussagen ehemaliger Zwangsarbeiter geschah dies aber nur unregelmäßig und zum Ende des Krieges wurde gar kein Geld mehr gezahlt. Die Arbeiter durften nicht am sogenannten "Ostarbeitersparen" teilnehmen und Geldbeträge in die Heimat überweisen. Selten war es ihnen erlaubt, einen Brief in die Heimat zu schicken und die wenigen Briefe sind auch längst nicht alle angekommen.