Lager Reichsstraße

Es handelte sich um ein werkseigenes DAG-Lager der Fabrik Krümmel für ca. 2.000-2.500 Ostarbeiter, die in 27 Baracken untergebracht waren. Des Weiteren gab es zwei Waschbaracken und zwei Baracken, in denen das Essen zubereitet wurde. Außerdem war eine Art "Klubgebäude" vorhanden, in dem sich die jüngeren Ostarbeiter während ihrer Freizeit aufhalten konnten. Das Lager war von einem Stacheldrahtzaun umgeben und wurde vom Werkschutz bewacht. Zur Arbeit gingen die Fremdarbeiter zu Fuß in bewachten Kolonnen, später dann auch unbewacht. Bei der Bewachung handelte es sich ebenfalls um Personen vom Werkschutz.

Im Lager Reichsstraße, bzw. daran angrenzend, befand sich ein Lager für russische Kriegsgefangene; dort waren ca. 150 Soldaten untergebracht. Das Lager Reichsstraße war in zwei Teile untergliedert, der eine für Frauen und der andere für Männer. Die Ostarbeiterinnen haben aus kräftigem weißem Papier Gardinen für die Fenster in ihren Baracken angefertigt. "Das Papier haben sie senkrecht gefaltet und in den Knickpunkten dann kleine Ausschnitte gemacht: Quadrate, Rechtecke oder auch nur schmale Schlitze."

Von Grünhof kommend in Richtung Geesthacht lagen auf der rechten Seite der Reichsstraße die Sanitätsbaracke und die Kinderbaracke. Im Lager wurden ca. 130-150 Kinder geboren, die von der Frau des ortsansässigen SS-Leiters versorgt wurden. Ärztlich betreut wurde das Lager von einem deutschen Arzt. Es gab zusätzlich zwei russische "Krankenschwestern", die die Kranken betreuten. Im Lager befand sich auch ein Lagerladen, in dem die Fremdarbeiter sich die Dinge des "täglichen Bedarfs", wie z.B. Seife, Rasierzeug etc. kaufen konnten. Das Essen bestand aus einem Teller Suppe mit Steckrüben oder Sauerkraut (Kohl), 200 g Brot, 25 g Margarine und 10-15 Sprotten. Die Ostarbeiter und die Kriegsgefangenen arbeiteten in der DAG Krümmel. Sie erhielten Lagergeld und später etwa ab Ende 1944 erhielten sie richtiges Geld. Gearbeitet wurde in zwei Schichten zu je 8 Stunden, ab 1943 teilweise auch in drei achtstündigen Schichten.

Am Sonntag durften die Fremdarbeiter das Lager verlassen, dann gingen sie in Cafés, um dort Bier zu trinken, oder sie gingen an die nahe gelegene Elbe, um dort zu baden. Die Kirche durften sie nicht besuchen und auch keinen Gottesdienst im Lager abhalten. Ehemalige Zwangsarbeiter haben berichtet, daß sie nur für sich selbst gebetet haben.