Lager Schmiedestraße

Kriegsgefangenenlager für Franzosen und Belgier in einer ehemaligen Mosterei. Träger des Lagers war die Stadt Geesthacht. Das Lager war bewacht. Anfangs war der Hilfswachmann freiwillig dort angestellt, ohne Bezahlung. Im März 1943 wurde dieser als hauptamtlicher Hilfswachmann eingestellt und erhielt somit auch eine Bezahlung für die Bewachung der Kriegsgefangenen.

Die Kriegsgefangenen unterstanden dem Stalag XA in Schleswig. Es war ursprünglich (im Frühjahr 1940) mit 96 Mann belegt. Im März 1943 war das Lager nur noch mit 56 Mann belegt. Aus einem Schreiben des Bürgermeisters der Stadt Geesthacht geht hervor, daß aus dem (landwirtschaftlichen) Kriegsgefangenenlager I. , dieses war im März 1943 mit 17 Mann belegt gewesen, die Kriegsgefangenen in das Lager Schmiedestraße verlegt werden sollten. Durch die Reduzierung der Wachmannschaften war eine Auflösung der kleineren Lager notwendig geworden.

Die Kriegsgefangenen waren in verschiedenen Betrieben in Geesthacht eingesetzt; u.a. beim Schlachter, Schuster und bei den Wasserwerken. Von den belgischen Kriegsgefangenen waren ca. 20 bei der DAG Krümmel beschäftigt. Im Juni 1943 wurden 28 französische Kriegsgefangene in das Zivilverhältnis überführt, diese wohnten dann z.T. nicht mehr im Lager Schmiedestraße, sondern waren bei ihren Arbeitgebern untergebracht. Die Arbeitgeber mußten von nun an für Unterkunft und Verpflegung selbst aufkommen. Am 2.4.1943 wurden sieben französische Kriegsgefangene in die Heimat entlassen, diese sind namentlich bekannt. Die Stadt Geesthacht erhob Einspruch gegen die Entlassung da die Gefangenen "sämtlichst bei kriegswichtigen Betrieben eingesetzt" waren. Der Einspruch wurde jedoch abgelehnt, Die Entlassung in die Heimat erfolgte wie vorgesehen.

Die Arbeitgeber holten die Kriegsgefangenen zum Teil morgens direkt am Lager ab und brachten sie abends wieder zurück. Mit der Auflockerung der Bewachung der französischen Kriegsgefangenen 1943 war verbunden, daß diese auch in Geesthacht ohne Begleitung zu ihrer Arbeitsstelle gehen durften und auch wieder zurück. Sie arbeiteten durchschnittlich 55 Stunden in der Woche. Montags bis freitags jeweils 10 Stunden und samstags 5 Stunden, am Sonntag hatten sie frei. Diese Zahlen sind durch erhalten gebliebene Lohnabrechnungen belegt. Die Gefangenen bekamen ca. RM 40,- pro Monat ausgezahlt; dies konnte im Einzelfall auch etwas niedriger sein. Es hing von der Art der zu verrichtenden Arbeit ab: ob sie eine Schwerstarbeiterzulage erhielten, in der Industrie beschäftigt waren oder in der Landwirtschaft. Als Klempner verdiente ein Kriegsgefangener RM 1,-/Stunde, als Tischler RM 0,90/Stunde und als Glaser RM 1,04/Stunde. Es war den Kriegsgefangenen möglich, ihre Lohnersparnisse in die Heimat zu entsenden. Im Oktober 1943 überwiesen 12 belgische Kriegsgefangene durchschnittlich RM 66,- in die Heimat.

Die Belgier und ein Teil der französischen Kriegsgefangenen wurden in der Gemeinschaftsküche der DAG Krümmel, die anderen von ihren Arbeitgebern verpflegt. Ende 1943 und in den Monaten Januar bis April 1944 wurden insgesamt 38 Kriegsgefangene in der Gemeinschaftsküche der DAG Krümmel mit verpflegt.

Aufgrund einer handschriftlichen Notiz ist nachweisbar, daß die Stadt im Februar 1944 20 eigene Kriegsgefangene beschäftigte und 18 belgische Kriegsgefangene auf Krümmel beschäftigt waren. Man kann davon ausgehen, daß sich zu diesem Zeitpunkt im Lager II nur noch belgische Kriegsgefangene befanden und die französischen Kriegsgefangenen entweder aufgrund des Releve-Abkommens in die Heimat oder ins Zivilverhältnis entlassen worden waren.

Wie die Lebensbedingungen der Kriegsgefangenen waren, ist nicht bekannt. Zeitzeugenaussagen berichten davon, daß die Gefangenen gut behandelt worden sind. Von einem belgischen Kriegsgefangenen ist bekannt, daß er während seiner Gefangenschaft an einer Bauchfellentzündung erkrankte und in das Lazarett in Hamburg-Wandsbek gebracht wurde, wo er jedoch kurz nach seiner Einlieferung verstarb.