Stadt Eckernförde

Nach einer für die belgische Regierung im Jahre 1950 durchgeführten Erhebung (Form-96-Bögen) ergibt sich, dass in Eckerförde u.a. folgende Lager zur Unterbringung von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen existierten:

  • Das Hotel Germania mit 60 Belegplätzen, in dem überwiegend Angehörige der Sowjetunion untergebracht waren. Das Hotel Germania existiert heute nicht mehr. Es befand sich auf der Nordseite des Eckernförder Hafens in der Straße Vogelsang, und zwar am Fuß des sogenannten Ballast- oder Petersberges. Das Gebäude wurde bis 1933 auch als Gewerkschaftshaus genutzt: Am Giebel befanden sich die drei goldenen Buchstaben DGB. In den zwanziger und dreißiger Jahren kam es hier des Öfteren zu blutigen Saalschlachten zwischen Angehörigen der SA und Gewerkschaftern.(1) In der Zeit als Zwangsarbeiterlager war das Hotel Germania "ganz mit Stacheldraht eingezäunt, und da waren russische Frauen und Kinder drin".(2)
  • In Borby das Kriegsgefangenenkommando "Christiansen" mit 30-40 Personen. Es handelte sich um Franzosen (50%), Jugoslawen (25%) und 10 Belgier (25%). Die Gefangenen wurden auf dem Bauernhof der Familie Christiansen-Weniger eingesetzt, der sich im Ortsteil Borby in der Bergstraße befand. Dieser landwirtschaftliche Betrieb wurde in den sechziger Jahren nach Barkelsby verlegt.(1) "In dem alten Schafstall von Christiansen waren russische und polnische Zwangsarbeiter" untergebracht.(2)
  • Das Kriegsgefangenenkommando "Grüner Weg", dessen Angehörige für die Reichsbahn arbeiten mussten. Der Grüne Weg war ein unbefestigter Weg am Fuße des Bahnhofsgeländes, der auf der Noorseite parallel zu den Bahnschienen verlief; dahinter lagen noch einige Viehkoppeln und dann das Kleingartengelände "Kamerun". Die Gebäude am Bahngelände sind inzwischen weitestgehend abgerissen worden.(1)
  • Das Kriegsgefangenenkommando in der Gastwirtschaft Lindenhof mit 50 Belegplätzen. Hier waren Franzosen (50%), Belgier (25%) und Jugoslawen (25%) untergebracht. Der Lindenhof existiert heute noch in der Bergstraße. Es handelt sich um das Gildelokal der Borbyer Gilde.(1)
  • Das Kriegsgefangenenkommando im "Maschinenhaus der Reichsbahn" mit 20 Angehörigen der Sowjetunion.

Anmerkungen:
(1) Hinweise von Klaus Brücker (Schenefeld), der in Eckernförde geboren und aufgewachsen ist.
(2) Wilhelm Schröder: Arbeiterleben in Eckernförde-Borby, in: Vergessen und verdrängt. Eine andere Heimatgeschichte, hrsg. von Kurt Hamer, Karl-Werner Schunck und Rolf Schwarz, Eckernförde 1984, S.35.