2. Die Aktivitäten der Kriegsmarinewerft Kiel (KMW)[13]

Der Landrat des Kreises Rendsburg schrieb am 9. Juli 1941 an die Kriegsmarinewerft in Kiel und gab dort die Beschwerde des Bauern Stange aus Bordesholm-Eiderstede bekannt, der sich zuvor hilfesuchend an den Bordesholmer Bürgermeister gewandt hatte: Ein Vertreter der Kriegsmarinewerft war auf dem Hof des Bauern erschienen und hatte dessen Ländereien besichtigt. Am Ende der Besichtigung wurde dem Bauern Stange kategorisch erklärt, "dass er seine Hauskoppel in kürzester Frist der Kriegsmarine-Werft für den Bau eines Barackenlagers für 1000 Arbeiter zur Verfügung zu stellen habe." [14]

Der Landrat stellte sich aber auf die Seite des bedrängten Landwirts und wies die Kriegsmarinewerft darauf hin, "dass Gelände für die Errichtung von Arbeiterbaracken nur im Einvernehmen mit mir als Landrat in meinem Kreise ausgewählt und zur Verfügung gestellt werden kann." Außerdem sollte die Bevölkerung durch derartige Aktivitäten von Werftvertretern "in der heutigen Zeit nicht unnötig belästigt und in Unruhe versetzt" werden. Und in dem vorliegenden Fall stellte der Landrat für die Zukunft klar: "Die Abgabe von Hauskoppeln für Bauzwecke kommt grundsätzlich nicht in Frage."

Die Kriegsmarinewerft gab sich damit zufrieden, wies aber noch einmal auf die Problematik hin: "Für die Errichtung von Bauarbeiterunterkünften benötigt die Kriegsmarinewerft in der Umgebung Kiels Gelände." Aus dem Schreiben vom 15.Juli 1941 geht auch hervor, dass noch eine weitere Institution an der Planung von derartigen Lagern beteiligt war: "Die Landesplanungsgemeinschaft (Schleswig-Holstein in Kiel) war, um überhaupt einmal Anhaltspunkte für brauchbares Gelände zu erhalten, gebeten worden, geeignetes Gelände nachzuweisen." Das war aber nicht geschehen und deshalb hatte die KMW kurzfristig einen eigenen Vertreter auf die Suche nach Lagergelände geschickt.

Derselbe Herr ist wohl auch im benachbarten Einfeld tätig geworden, denn der Bürgermeister Thun von Einfeld berichtete dem Landrat am 11.Juli: "Gestern Abend kamen Herren der Kriegsmarine und haben eine Koppel der Lederfabrik Quarck ausgesucht, auf der Baracken als Unterkunft für ca. 1000 Volksgenossen gebaut werden sollen." Im Gegensatz zur Reaktion in Bordesholm scheint man in Einfeld durchaus positiv über die Absichten der KMW gedacht zu haben. Der Bürgermeister erhob jedenfalls keinen Einspruch und erklärte: "Die Koppel wird landwirtschaftlich nicht genutzt, sondern ist spärlich mit Tannen bewachsen, die keinen wesentlichen Wert ergeben. Verhandlungen sollen morgen mit dem Besitzer aufgenommen werden."

Inwieweit die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen wurden und die Planung realisiert werden konnte, ist zur Zeit nicht bekannt. Hinweise auf ein derart großes Lager in Einfeld sind nicht vorhanden.

3. Die Aktivitäten der Heimstätte Schleswig-Holstein


[13] Bei der Kriegsmarinewerft handelt es sich um ein nicht gewachsenes, kurzfristiges Firmenkonstrukt: Die KMW entstand am 1.April 1939 durch die Zusammenlegung des Kieler Betriebes der Howaldtswerke AG mit dem in Kiel bestehenden Kriegsmarinearsenal. Da die Fusion sich offensichtlich als nicht rentabel erwies, verkaufte das Oberkommando der Kriegsmarine die Howaldtswerke (Kiel) am 1.Juli 1943 wieder an die Howaldtswerke (Hamburg).

[14] Dieses und alle nachfolgenden Zitate entstammen dem in: LAS Abt.320 RD ungeordnet, Bd.483, vorl. Nr.5 vorliegenden Schriftwechsel.