Flensburg Der Arbeitsamtsbezirk Flensburg besaß am 17.5.1939 eine Wohnbevölkerung von 200.709 Menschen. Am 5.7.1940 waren 38.179 Männer und 16.195 Frauen als Arbeiter und Angestellte (mit Arbeitsbuch) beschäftigt. Dies ergibt ein Verhältnis von rund 70 zu 30. Bezogen auf die Bevölkerung ergab sich ein Beschäftigungsgrad von 27,1%. Auf 100 männliche Einwohner entfielen 37,3 männliche Arbeiter und Angestellte. Der Vergleichswert für die Frauen betrug 16,5%.
Berufsgruppen Arbeiter/Angestellte davon Ausländer Arbeiterinnen/Angestellte davon Ausländerinnen Landwirtschaftliche Berufe, Tierzüchter, Gartenbauer 4.836 942 2.418 129 Forst-, Jagd- und Fischereiberufe 137 6 1 0 Bergleute und verwandte Berufe 8 1 0 0 Steinwerker, Keramiker, Glaswerker 234 18 0 0 Metallwerker und zugehörige Berufe 4.177 158 16 0 Musikinstrumenten- und Spielwarenmacher 1 0 0 0 Chemiewerker 39 0 8 0 Gummiwerker und verwandte Berufe 8 0 0 0 Textilwerker 49 1 126 1 Papierwerker 124 4 112 1 Lederwerker und zugehörige Berufe 84 1 2 0 Holzwerker und zugehörige Berufe 785 47 6 1 Nahrungs- und Genussmittelwerker 1.089 123 391 12 Bekleidungswerker 347 21 370 7 Friseure und sonstige Körperpflegeberufe 105 16 128 6 Bauwerker 3.060 259 0 0 Graphische Berufe 195 17 83 0 Reinigungs- und Desinfektionswerker 267 14 138 1 Bühnen- und Filmarbeiter 4 0 0 0 Gaststättenwerker 284 19 1.078 21 Verkehrswerker 5.099 350 787 12 Hausgehilfen und verwandte Berufe 114 0 6.124 120 Hilfsarbeiter aller Art 2.512 512 61 1 Maschinisten und Heizer, außer im Bergbau und in der Schiffahrt 598 10 0 0 Kaufmännische, Büro- und Verwaltungsberufe 3.814 109 3.959 68 Techniker 643 17 15 0 Sonstige Berufe 370 14 590 15 Arbeitskräfte ohne festen Beruf 0 0 985 0 Nicht nur wegen der bereits erwähnten Besonderheiten, sondern auch wegen seines geringen Ausländeranteils fällt der Bezirk Flensburg auf. Im Arbeitsamt waren 9,2% der männlichen Arbeitskräfte Ausländer. Der Wert bei den Frauen betrug 2,3%. Der Anteil von insgesamt 6,6% unterschritt sogar den Vergleichswert (8,5%) des Reiches. Lediglich Hamburg (4,8%) wies im Landesarbeitsamtsbezirk einen niedrigen Gesamtwert sowie Frauenanteil (1,5%) bei den Ausländerinnen auf. [11]
Zusätzlich weist Flensburg eine abweichende Verteilung der ausländischen Arbeitskräfte auf. In fast allen Berufsgruppen lag sie unter dem Durchschnitt. Besonders deutlich traf dies für die Landwirtschaft mit 19,5% Ausländern bei den Männer und 5,3% Ausländerinnen bei den Frauen zu.
In Schleswig-Holstein arbeiteten 42% (m 37% und w 60%) der Ausländer in den landwirtschaftlichen Berufen. Flensburg blieb sowohl bei den männlichen und weiblichen ausländischen Arbeitskräften unter diesem Wert. Nur die Bezirke Lübeck und Kiel wiesen diesbezüglich ebenfalls unterdurchschnittliche Werte auf.
Im kaufmännischen Bereich waren prozentual mehr Ausländer beschäftigt als im Durchschnitt.
Die Zahl der beschäftigten Ausländer im Bezirk erhöht sich jedoch etwas unter Einbeziehung der sogenannten Grenzgänger, die nur teilweise arbeitsbuchpflichtig waren. Flensburg war der einzige Bezirk in der Nordmark, in dem Grenzgänger tätig waren.
"Als Grenzgänger ..... gelten solche ausländischen Arbeiter und Angestellten, die im deutschen Grenzgebiet arbeiten und regelmäßig (mindestens einmal wöchentlich) an ihren Wohnsitz im ausländischen Grenzbezirk zurückkehren. Dieser den Vorschriften des Ausländergenehmigungsverfahrens entsprechende Personenkreis der Grenzgänger ist von dem von der Arbeitsbuchpflicht befreiten Personenkreis der 'Berufstätigen, die ihren Wohnort im Ausland haben', verschieden, da er auch die Wochenpendler umfaßt. Es fallen demnach auch arbeitsbuchpflichtige Ausländer unter diesen Begriff des Grenzgängers."
Für den 10.11.1941, also zu Zeiten, als die Dänen noch stärker am Arbeitseinsatz in Schleswig-Holstein beteiligt waren, gibt es offizielle Angaben über die Anzahl der Grenzgänger: 950 Dänen und 40 Däninnen pendelten nach Schleswig-Holstein, davon 14 Landwirtschaft, 888 gewerbliche Berufe, 48 kaufmännische Berufe, Büro, Verwaltungsangestellte, Techniker und freie Berufe; Däninnen: 5 gewerbliche, 20 hauswirtschaftliche und 15 kaufmännische Berufe. Von den gewerblichen Berufen der Dänen: 107 Metallwerker und verwandte Berufe, 208 Bauwerker, 206 Bauhilfsarbeiter. [12]
Durch die Umstrukturierung einiger Arbeitsamtsbezirke zum 1.11.1943 vergrößerte sich die regionale Zuständigkeit auf eine Bevölkerungszahl von 286.883, [13] so dass ein direkter Vergleich der weiteren Zahlen aus dem Arbeitsamtsbezirk unzu(ver)lässig ist.[14]
[11] Dass Danker im Vergleich zum Reich trotz der geringsten Ausländerbeschäftigung in Schleswig-Holstein und einem rund 2 Prozentpunkte unter dem Reichsdurchschnitt liegenden Anteil für den Arbeitsamtsbezirk Flensburg eine frühzeitigere und längere Partizipation am Arbeitseinsatz feststellt, belegt die mangelnde Zuverlässigkeit seiner Aussagen mehr als deutlich. Uwe Danker, Ausländer im "Arbeitseinsatz" in Flensburg 1939 - 1945: Zahlen, Daten, Fakten, in: Robert Bohn, Uwe Danker, Nils Köhler (Hg.), Der "Ausländereinsatz" in Flensburg 1939-1945, Bielefeld 2002, S. 48ff.
[12] Der Arbeiteinsatz im Deutschen Reich, Nr. 12/1941
[13] Jaspersen, S. 42. Hier auch die Angaben zur Bevölkerungszahl der anderen Arbeitsamtsbezirke nach dem 1.11.1943. Geringfügige Veränderungen der Zahlen in einigen Bezirken werden hier nicht erwähnt.
[14] Dankers Aufteilung des Arbeitsamtsbezirkes Schleswig mit 66,6% der Ausländer zum Bezirk Flensburg und entsprechend 33,3% zu Kiel, um eine Vergleichbarkeit für die gesamte Kriegszeit zu erzielen, scheint nur auf den ersten Blick stimmig. Während die Zahlen vom 30.September 1943 und 30.Dezember 1943 für den Bezirk Flensburg Dankers These bestätigen könnten, widerspricht die Entwicklung in Kiel mit einem Minus - statt einer Zunahme - einiger Tausend Ausländer dieser Annahme. Zusätzlich verdeckt sie unterschiedliche Entwicklungen in den Bezirken. Auch hat im "Arbeitseinsatz" kein Vergleich der Zahlen stattgefunden, wie aus Dankers Formulierung geschlossen werden könnte: "Wie insbesondere auch der in der Quelle exakt dokumentierte Vergleich der Zahlen für September und Dezember 1943 ausweist, ......." (Danker, Ausländer, S. 48, Anm. 12) Nebenbei bemerkt stimmen seine diesbezüglichen Berechnung nicht ein einziges Mal mit dem mathematisch richtigem Ergebnis überein.