I. Die Veränderungen der letzten Jahre

Die ermittelte Abnahme (ohne die 1941 erfassten Ausländer) der männlichen Arbeitskräfte im Bezirk Nordmark um 11% (Schleswig-Holstein 12,3%) zwischen der Arbeitsbucherhebung vom 5. Juli 1940 und der vom 15. August 1941 (überwiegend durch Einberufung zum Wehrdienst) konnte durch die Zunahme der weiblichen inländischen Arbeitskräfte um 2,4% (Schleswig-Holstein 4,9%), die im Wesentlichen auf "den Eintritt des Schulentlassenen-Jahrgangs 1941 in das Erwerbsleben und die Heranziehung älterer, zuletzt nicht berufstätiger Frauen zur Kriegsarbeit" zurückzuführen war, nicht ausgeglichen werden.

In zahlreichen Berufsgruppen ließ sich ein Rückgang der Beschäftigten auch durch den Einsatz von Ausländern nicht ausgleichen. "Besonders auffallend ist der Rückgang in den Berufen und Berufsgruppen, deren Angehörige in größerer Zahl aus dem übrigen Reich nach der Nordmark, vorwiegend als Bauhilfsarbeiter, dienstverpflichtet waren und nach Ablauf ihrer Dienstzeit zurückgekehrt sind. Dazu gehören die Berufsgruppen der Steinwerker (mit Ausnahme des Zieglers) und der Textilwerker (allein im Bezirk Flensburg ist in den 13 Monaten die Zahl der Steinwerker von 900 auf 200, die der Textilwerker von 800 auf 50 gefallen), ferner die Maurer und die Tiefbauarbeiter."[5]

Im Vergleich zu 1940 ergab sich für 1941 in Schleswig-Holstein ohne Berücksichtigung der Ausländer bei den Männern ein Verlust von 38.601 Arbeitskräften. Flensburg war diesbezüglich im Lande mit einem Minus von 11.298 nicht nur zahlenmäßig sondern auch prozentual Spitzenreiter. Drei Arbeitsämter in Schleswig-Holstein büßten auch unter Berücksichtigung der männlichen Ausländer Beschäftigte ein: Flensburg 8.637, Elmshorn 638 und Neumünster 126.

Die Zunahme bei den Frauen - ohne die 1941 erfassten Ausländerinnen - betrug in Schleswig-Holstein 7.706 neue Arbeitskräfte. Quantitativ führte der Bezirk Kiel mit 2.553, prozentual aber der Bezirk Heide mit einer Steigerung von 12,7% im Vergleich zu 1940. Die geringste Steigerung wies der Bezirk Elmshorn mit zusätzlich 49 weiblichen Beschäftigten auf. Insgesamt (inländische und ausländische Beschäftigte) ergab sich in Schleswig-Holstein ein Plus von 27.084 zusätzlichen Arbeitskräften - bei den Männern 6.603 und bei den Frauen 20.481.

Das Verhältnis zwischen den beschäftigten Männern und Frauen veränderte sich auf Reichsebene zwischen 1938 und 1940 von 67:33 auf 61:39. Im Bezirk Nordmark betrug es 1940 genau 62,4:37,6. Bezogen auf die Wohnbevölkerung im Deutschen Reich vom Mai 1939 waren 1940 insgesamt 30% arbeitsbuchpflichtig. Bei den Männern lag die Quote bei 37,4% und bei den Frauen bei 22,9%. Im Landesarbeitsamtsbezirk ergaben die Werte insgesamt 32%, Männer 40% und Frauen 24,1%. Schleswig-Holstein weicht mit einem Gesamtbeschäftigungsgrad von 28,4% (Männer 36,2% und Frauen 20,2%) von den Werten des Deutschen Reiches und des Landearbeitsamtsbezirks Nordmark ab.

Beim Beschäftigungsgrad sollte Folgendes bedacht werden: "Ein geringer Anteil der weiblichen Arbeiter und Angestellten an der weiblichen Gesamtbevölkerung läßt nicht ohne weiteres auf vorhandene Reserven für den Arbeitseinsatz der Frauen schließen. Wenn es sich um vorwiegend agrarische Bezirke handelt, ist sogar zu vermuten, daß die allgemeine Erwerbsquote der Frauen hoch liegt, weil in diesen Gebieten zahlreiche weibliche Kräfte als mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft tätig sind."[6] Diese Aussage könnte beispielsweise für die Angabe von 1940 im Bezirk Heide zutreffen, nur 13,9% der weiblichen Bevölkerung waren im Arbeitsamtsbezirk Heide beschäftigt.

Insgesamt setzte sich die kriegsbedingte Umstellung der Wirtschaft, die bereits für den 5.7.1940 beobachtet wurde, im Bezirk Nordmark fort. Immer mehr Personen, die eine Ausbildung als Metallfacharbeiter besaßen, arbeiteten nun in der Metallindustrie und nicht mehr in anderen Bereichen. Ihr Anteil an der Beschäftigung stieg: Waren 1938 rund 20% (reichsweit 23%) aller Arbeitnehmer in der Metallindustrie beschäftigt, lag der Anteil ohne Ausländer bei den Männern im August 1941 bei 29% (reichsweit 27%). Auch der Frauenanteil erhöhte sich von 4% auf 10%, rangierte aber unter dem Reichsdurchschnitt mit 8% und 12%.[7]

II. Ausländerbeschäftigung im Landesarbeitsamt


[5] Im Bezirk Nordmark waren am 5.7.1940 von insgesamt 1.397.243 Arbeitern und Angestellten 53.985 (m 46.552) als Dienstverpflichtete eingesetzt. Vier Bezirke im Reich wiesen eine höhere Zahl auf. Die Einsatzschwerpunkte lagen bei den Metallwerkern, Hilfsarbeitern aller Art, Bau- und Verkehrswerkern. Im Landesarbeitsamtsbezirk Nordmark wurden vom Juli 1938 bis Ende Juni 1940 zusammen 89.837 Dienstverpflichtungen ausgesprochen. In einen anderen Arbeitsamtsbezirk kamen 17.434 Personen und in einen anderen Landearbeitsamtsbezirk 25.407. Auf die Zeit seit dem Kriegsbeginn entfielen 44.057 Verpflichtungen mit einem geringen Anteil in einen anderen Landesarbeitsamtsbezirk. Der Großteil der Dienstverpflichtungen für Frauen (9.879) erfolgte nach Kriegsbeginn. Arbeitsbucherhebung für das Deutsche Reich vom 5. Juli 1940. Die Ergebnisse der Erhebung über die Arbeiter und Angestellten - ohne die zum Wehrdienst eingezogenen, bearb. im Reichsarbeitsministerium, Berlin 1940, S.72, 74, 81f.

[6] Arbeitsbucherhebung 1940, S.5f.

[7] In der Arbeitsbucherhebung wurden nicht alle Veränderungen erfasst. Unberücksichtigt blieben berufliche Umstellungen, "die lediglich für den kriegsmäßigen Arbeitseinsatz erforderlich waren und daher als nicht für die Dauer gültig betrachtet werden können." Arbeitsbucherhebung 1940, S.17.